Schloss Bockstadt (Foto: Andreas Kuhrt)

Ein Denkmal braucht Spender und Sponsoren

Das Schloss bei Eisfeld in der Nähe von Coburg steht seit 30 Jahren leer. Vor dem Verfall bewahren könnte es ein Modell nachhaltiger Nutzung. Erbaut wurde es von Baron Hermann von Münchhausen, dem Gründer eines Gestütes für Englisches Vollblut, unter anderen Erfolgen mit dem Gewinn des Deutschen Derbys in Hamburg 1894. Der Schlossbau bis 1904 im Schottischen Landhausstil war die Referenzarbeit des späteren Stararchitekten Karl Behlert, Baumeister am Hofe von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen. Architekturdetails finden sich wieder am 1917 erbauten Schloss Cecilienhof in Potsdam. Gleichfalls unter Denkmalschutz steht die Grabstätte der Familie von Münchhausen.

Der Verein möchte Partner für die Erhaltung dieses Kulturgutes gewinnen. Das Anwesen eignet sich gut für die Einrichtung einer gemeinnützigen Senioren-WG, ggf. als Stiftung gemeinsam mit den jetzigen Eigentümern und/oder unter einem Träger des Sozialwesens. Vorerst sammelt der Verein Eigenmittel für einen (Teil-)Rückkauf. Wir danken für jede Unterstützung und Spende zum Erhalt des Denkmals Schloss Bockstadt.

Aktuelle Situation

  • Nach zweitem Verkauf in Privathand wird von den derzeitigen Eigentümern ein Weiterverkauf angestrebt, der bisher wegen für einen Privatinvestor nicht darstellbarem Sanierungsaufwand scheiterte.
  • Von den nach dem Krieg enteigneten Erben des Alteigentümers Graf Westerhold sind keine Initiativen zu erwarten, die Restitution wurde von der Treuhandgesellschaft abgelehnt. Eine Förderung des Projektes seitens der Alteigentümer wäre nur erwartbar bei einer erkennbaren Pflege des Denkmals.
  • Mittel der Stadt Eisfeld kommen wegen vordringlicher Aufgaben kaum in Betracht.

Der anhaltende Verfall des ortsbildprägenden Schlosses in Bockstadt, das keine fürstliche Residenz war, schmerzt. Seine Sanierung wäre für die engere Region, aber auch für Land und Bund ein Gewinn und erscheint nur möglich über gemeinnütziges Engagement.

Ortsbegehung Schloss Bockstadt, 21.03.2022: 3. v.l.: Julius Fleischhauer, 4. v.l.: Sven Gregor, Bürgermeister von Eisfeld (Quelle: insuedthueringen.de)
Ortsbegehung 21.03.2022: 2. v.r.: Sven Gregor, Bürgermeister von Eisfeld, Mitte: Julius Fleischhauer (Quelle: Julius Fleischhauer)

Als erneut ein Privatinvestor absprang, zielte im Frühjahr 2022 eine Bürgerinitiative auf eine Bürgerstiftung. Das Vorhaben fand Anklang bei der Stiftungsaufsicht des Landes und wurde öffentlich vorgestellt. Am 21. März erfolgte eine Ortsbegehung mit Denkmal- und Naturschutzbehörden.

Am 10. April 2022 fand eine Besprechung mit einem Eigentümer gemeinsam mit Bürgermeister Gregor statt. Ein Konto zum Gründungskapital für eine Stiftung wurde von der Stadt gestellt, woraufhin bis Mai sechzehn Erststifter ad hoc einen Betrag von 16.000 € einzahlten. Nach einem zweiten Treffen im Mai erfolgte ein Angebot für einen Vorvertrag seitens der Stiftung i.G. an die Eigentümer. In einer Beratung bei der Stiftungsaufsicht wurde eine Treuhandstiftung der Stadt angeregt – abgelehnt von der Kommunalaufsicht. Verständliche Zurückhaltung der Eigentümer aus dem Raum München verhinderte vorerst die Gründung einer Stiftung. Das Konto bei der Stadt wurde Ende 2022 aufgelöst.

Gemeinnütziger Verein Schloss Bockstadt e.V.

Als Schritt vor möglicher Überleitung in eine Stiftung wurde der Verein „Schloss Bockstadt e.V.“ gegründet. Das staatlich und institutionell begrüßte Konzept für ein Modellprojekt zur Regionalentwicklung – zur Sanierung und Bewirtschaftung des 6 ha großen Anwesens – liegt vor. Das Finanzierungskonzept für die schrittweise Sanierung stützt sich auf vier Säulen staatlicher Förderprogramme:

  1. Bundesaltenplan
  2. Wohnbauförderung
  3. Denkmalschutz
  4. Ökologischer Landbau zur artgerechten Haltung gefährdeter Nutztierrassen

Als eigene Aktivitäten des Vereins sind geplant: Öffentlichkeitsarbeit, Veranlassung von Sicherungsmaßnahmen, Abstimmungen mit Behörden des Denkmal- und Naturschutzes. Diese Aktivitäten werden aus Beiträgen der Mitglieder finanziert (separates Konto). Das Spendenkonto soll vorerst einem Rückkauf dienen.

Wir sind überzeugt, das hohe Spendenaufkommen in Deutschland findet seinen Weg auch zu Schloss Bockstadt. Wir wollen Spender gewinnen, die vieles tun für Eisbären und den Urwald in Borneo, sicher auch für ein Öko-Modellprojekt im Lande – neben der Liste gefährdeter Tierarten des WWF auch für die Rote Liste Deutschlands gefährdeter Nutztierrassen und Obstsorten.

Wir wollen nicht weiter dem Verfall zuschauen und warten, bis der Blitz einschlägt.
Illustration zu "Die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen" (Wilhelm Simmler, K. Thienemann Verlag)
Illustration „Die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen“ (W. Simmler, K. Thienemann Verlag)

Wir arbeiten nach der Bootstrapping-(Münchhausen-)Methode. Wir versuchen das (nicht ganz) Unmögliche – bis zur Ehrentafel aller Spender und Förderer im Foyer des sanierten Schlosses. Förderer, Sponsoren und dann ggf. Stifter sollen in bleibender Ehrung sichtbar werden. Für ein Denkmal von europäischem Rang (www.voelkerschlachtdenkmal.de/…) haben mittels Stifterbriefen ab 2009 über 800 Stifter eine Spendensumme von mehr als 1,6 Millionen € aufgebracht. Spenden für den Förderverein Schloss Bockstadt e.V. werden bei Gründung einer Stiftung in würdiger Form auf dann zu vergebende Stifterbriefe angerechnet.

Den Rang des Leipziger Denkmals hat dieses Schloss nicht, aber ein besonderer Status in Hinsicht auf ein Modellprojekt, den Namen Münchhausen, das Gedenken an einen erfolgreichen Gestütsgründer und Schlosserbauer, der die Mittel dafür selbst erwirtschaftet hat, und an seinen Baumeister Karl Behlert am Hofe von Herzog Georg II. dürfte für die Region Südthüringen und weit darüber hinaus unstreitig sein.