Ansichtskarte Schloss Bockstadt (Verlag Max Beerbaum Eisfeld, ca. 1910, Quelle: Stadtmuseum Eisfeld)
Ansichtskarte (Verlag Max Beerbaum Eisfeld, ca. 1910, Quelle: Stadtmuseum Eisfeld)
Ansichtskarte Schloss Bockstadt (Verlag Max Beerbaum Eisfeld, ca. 1910, Quelle: Stadtmuseum Eisfeld)
Ansichtskarte: Schloss Bockstadt bei Eisfeld an der Werra (Quelle: Stadtmuseum Eisfeld)
Ansichtskarte (Quelle: Stadtmuseum Eisfeld)
Ansichtskarte: Schloss Bockstadt bei Eisfeld an der Werra (Quelle: Stadtmuseum Eisfeld)
Schloss Bockstadt, Rückseite (Quelle: Stadtmuseum Eisfeld)
Rückseite (Quelle: Stadtmuseum Eisfeld)
Schloss Bockstadt, Rückseite (Quelle: Stadtmuseum Eisfeld)
Schloss Bockstadt: Grundriss Obergeschoss, Karl Behlert, ca. 1900 (Quelle: Staatsarchiv Meiningen, 4-98-0500-Hofbauamt-Pläne)
Grundriss Obergeschoss, Karl Behlert, ca. 1900 (Quelle: Staatsarchiv Meiningen, 4-98-0500-Hofbauamt-Pläne)
Schloss Bockstadt: Grundriss Obergeschoss, Karl Behlert, ca. 1900 (Quelle: Staatsarchiv Meiningen, 4-98-0500-Hofbauamt-Pläne)
Parkanlage Bockstadt: Grundriss, Karl Behlert, ca. 1900 (Quelle: Staatsarchiv Meiningen, 4-98-0500-Hofbauamt-Pläne)
Parkanlage Bockstadt: Grundriss, Karl Behlert, ca. 1900 (Quelle: Staatsarchiv Meiningen, 4-98-0500-Hofbauamt-Pläne)
Parkanlage Bockstadt: Grundriss, Karl Behlert, ca. 1900 (Quelle: Staatsarchiv Meiningen, 4-98-0500-Hofbauamt-Pläne)
Bockstadt: Weg zur Grabstätte von Münchhausen (Foto: Manuela Hahnebach)
Weg zur Grabstätte von Münchhausen (Foto: Manuela Hahnebach)
Bockstadt: Weg zur Grabstätte von Münchhausen (Foto: Manuela Hahnebach)
Bockstadt: Grabstätte Familie von Münchhausen (Foto: Manuela Hahnebach)
Grabstätte der Familie von Münchhausen (Foto: Manuela Hahnebach)
Bockstadt: Grabstätte Familie von Münchhausen (Foto: Manuela Hahnebach)
Schloss Bockstadt: Grabstein der Familie von Münchhausen (Foto: Julius Fleischhauer)
 
Schloss Bockstadt: Grabstein der Familie von Münchhausen (Foto: Julius Fleischhauer)
Bockstadt: Münchhausen-Grabstätte: Gedenkstein für die Zuchtpferde Vitarba, Elbe, Vieza (Foto: Julius Fleischhauer, 2023)
Gedenkstein für die Zuchtstuten Vitarba, Elbe, Vieza (Foto: Julius Fleischhauer)
Bockstadt: Münchhausen-Grabstätte: Gedenkstein für die Zuchtpferde Vitarba, Elbe, Vieza (Foto: Julius Fleischhauer, 2023)
Münchhausen-Pferdezucht Bockstadt: Pferd Sperber, Jockey Edwin Martin: Sieger beim 26. Deutschen Derby, Hamburg 1894
Aus der Münchhausen-Pferdezucht Bockstadt: Rennpferd Sperber, Jockey Edwin Martin: Sieger beim 26. Deutschen Derby, Hamburg 1894
Münchhausen-Pferdezucht Bockstadt: Pferd Sperber, Jockey Edwin Martin: Sieger beim 26. Deutschen Derby, Hamburg 1894

Geschichte von Schloss Bockstadt

Wie der Name des Pferdebarons und Erbauers des Schlosses vermuten lässt, handelt es sich um einen Neffen des allseits bekannten Lügenbarons Münchhausen. Die Geschichte des Schlosses ist keine der beliebten Lügengeschichten, sondern die Erinnerung an einen erfolgreichen Unternehmer aus dieser Familie – an einen der den Karren zieht – und an das Aufblühen eines bis dahin armseligen Dorfes seit dessen Ansiedlung.

Mehr Informationen zu Bockstadt: de.wikipedia.org/… | www.stadt-eisfeld.de/…

Den Lügenbaron Münchhausen kennt jeder von Kindesbeinen an, die Schnurren werden schmunzelnd immer noch gern gelesen. Es gibt viele Editionen der „Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen“, nach der englischen des wegen Diebstahls aus Kassel nach England geflohenen Schriftstellers Raspe gleich die zweite, das Volksbuch von Gottfried August Bürger 1786 mit Holzschnitten von Gustave Doré. Inzwischen gibt es mehr als 4.000 Editionen in 100 Sprachen.

Porträt Carl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen in der Uniform der Braunschweig-Kürrassiere in Riga (Gemälde: Bruckner, ca. 1740, Münchhausenmuseum Bodenwerder)
Carl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen (Bild: Bruckner, ca. 1740, Münchhausenmuseum Bodenwerder)

Carl Friedrich Hieronymus von Münchhausen (1720-1797)

trat wie damals nicht unüblich mit neunzehn Jahren in ein russisches Reiterregiment ein, nahm an Feldzügen teil und rückte 1750 zum Rittmeister auf. Im gleichen Jahr quittierte er den Dienst und kehrte nach Bodenwerder ins schöne Wesertal unweit von Hameln zurück. Dort kam er oft mit Standesgenossen zusammen, wo man in Tafelrunde über Erlebnisse im Krieg und bei der Jagd schwadronierte. Bei Jägern und Anglern wird dabei das Jagdabenteuer immer aufregender und der Fisch immer größer. Hieronymus war von seiner ungewollten Berühmtheit noch zu Lebzeiten durchaus nicht amüsiert und wehrte er sich gegen seinen Namen in Verbindung mit von Verfassern immer weiter ausgeschmückten Lügengeschichten, allerdings erfolglos. Ein Schloss Münchhausen gibt es in Bodenwerder, das 1603 erbaute Geburtshaus von Hieronymus, heute Rathaus. In der Stadt gibt es mehrere sehenswerte skurrile Skulpturen zu den Lügengeschichten. Und es gibt das 5-Sterne-Schloß-Hotel Münchhausen in Aerzen unweit von Hameln. Die Abenteuer Münchhausens wurden schließlich auch verfilmt. Ein UFA-Film mit Hans Albers in der Hauptrolle nach Drehbuch von Erich Kästner entstand 1943, ein französischer Zeichentrickfilm 1979, ein britisch-deutscher Fantasy-Film 1988, ein zweiteiliger Film im Auftrag der ARD 2012.

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Baron Hermann August von Münchhausen (1856-1922)

Der Erbauer des Schlosses an der nach ihm benannten Münchhausen-Allee in Bockstadt, ist ein Neffe des Lügenbarons und letzter Nachkomme der Schwarzen Linie des Hauses derer von Münchhausen, die verzweigte Weiße Linie eines der ältesten Adelsgeschlechter Niedersachsens besteht weiter. 1884 quittiert der Oberstleutnant den Dienst für Preußen. Der Pferdekenner will ein Gestüt gründen. Er reist in die USA, um nach Englischem Vollblut für eine Zucht zu schauen – und nach der Amerikanerin Annette Estep, die er auf einem Ball in Hannover kennengelernt hat. 1885 heiraten beide in New York und ziehen nach Berlin. Ihr Vermögen gestattet ihm 1888 den Kauf des Rittergutes in Bockstadt und erster Stuten. Das Dorf erlebt seitdem eine Blüte – auch im sozialen Bereich. Nach baldigen Zuchterfolgen kann das alte Schloss aufgegeben und bis 1904 mit Baumeister Karl Behlert ein standesgemäßes neues erbaut werden. Annette erweist sich als als gute Partnerin für Haus und Anwesen. 1898 veranlasst sie die Anpflanzung der 1,5 km langen Lindenallee nach Eisfeld.

Vollblüter aus dem Gestüt Bockstadt erringen von 1890 bis 1920 ca. 1.200 Siege bei deutschen und internationalen Galopprennen mit hohen Preisgeldern. Allein der Hengst Sperber erringt bei Rennen der 2-5-Jährigen in 20 Starts 11 Siege und Preisgelder in Höhe von fast einer Million Goldmark. Bockstadt hat eine Generation lang im Galoppsport einen Namen wie später Stuttgart für eine Automarke. Da konnte es sein, dass ein Graf beim Derby seiner Begleiterin unter weitschwingendem Hut den heißen Tipp gab: „Verehrteste, der Braune dort, Sperbers Bruder, kommt aus Bockstadt. Auf den können Sie setzen.“ Den wahren Gewinn haben bei jedem Sieg die Bockstädter. Hervorzuheben ist das Engagement des Barons für Vollblutzucht und –sport als Vorstandsmitglied des 1879 gegründeten Rennvereins für Mitteldeutschland in Gotha.

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Karl Behlert (1870-1946)

Der Architekt und Baurat am Hofe des Herzogs Georg II. von Sachsen-Meiningen schafft im Auftrag des Barons bis 1904 eine architektonische Meisterleistung im schottischen Landhausstil, die ihn zum Star-Architekten Thüringens werden lässt mit Bauten, die heute gleichfalls unter Denkmalschutz stehen, z.B. 1909 das Gebäude der Bank von Thüringen und das neue Hoftheater in Meiningen. Details des Baustils wie in Bockstadt finden sich wieder am 1917 erbauten Schloss Cecilienhof in Potsdam.

Mehr Informationen zu Karl Behlert: de.wikipedia.org/…

Nach 1922

  • Nach dem Tode des Barons und seiner Frau im gleichen Jahr 1922 gelangt das Gestüt in den Besitz des Schwiegersohnes Hermann Stettmund von Brodorotti. Nach dem I. Weltkrieg mit Inflation, Wirtschaftskrise und einbrechenden Märkten für edle Reit- und Wagenpferde ist das Gestüt aber nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben.
  • 1931 ereignet sich ein Familiendrama mit dem Tod der fünften Tochter Helene, wonach 1933 auch ihr Mann Baron von Brodorotti 1933 stirbt.
  • 1938 verkauft die älteste Tochter Elisabeth, verheiratet mit dem Dipl.-Landwirt Manfred Graf zu Castell-Rüdenhausen, das Gestüt an den Grafen von Westerhold, der das Schloss als Sommersitz nutzt (im II. WK gefallen).
  • 1945 wird das Gut enteignet und der Landbesitz an Neubauern aufgeteilt.
  • Ins Schloss zieht die sowjetische Militärkommandatur, dann wird es an der Grenze zu Bayern als Altenheim genutzt.
  • 1962 wird das Gestüt nach Gotha und Neustadt/Dosse verlagert.
  • 1991 wird das Schloss an die Gemeinde übertragen, ein Rückkauf durch Erben des Grafen von Westerhold kommt nicht zustande.
  • Nach Sanierung des Daches verkauft die Gemeinde das Schloss an einen Privatinvestor zur Einrichtung eines Seniorenheimes. Zaghafte Baumaßnahmen enden nach kurzer Zeit.
  • Seit über 30 Jahren steht es leer und verfällt, die Parkmauer stürzt stellenweise ein und der Park verwildert.

Die Familiengrabstätte des Barons am südlichen Waldrand von Bockstadt steht gleichfalls unter Denkmalschutz. Unser Verein will sich an ihrer Pflege beteiligen. An die vom Baron beerdigten Köpfe seiner drei besten Zuchtstuten Vitarba, Elbe und Vieza erinnert ein über 100 Jahre alter einzigartiger Gedenkstein. Man steht davor und staunt, schließlich verschwindet der Grabstein der meisten Menschen nach 20 Jahren – sofern überhaupt einer gesetzt wird.