Das Schloss bietet sich an für ein Modellprojekt eines ökologischen Landgutes mit Wohngemeinschaft (WG) älterer Bürger, einen Park mit Schulgarten, einen Hofladen, eine Pflegestation und vieles mehr.
Ausgangspunkt für die Beendigung des Gebäudeverfalls und der Verwilderung des 6 ha großen Schlossparkes ist eine wirtschaftliche Betrachtung. Ohne erwartbare Rendite für eine Grundinvestition von mindestens 7 Mio. € scheidet ein Privatinvestor für die Erhaltung des Denkmals aus. Der Finanzbedarf erscheint nur beschaffbar für ein gemeinnütziges Projekt zur Regionalentwicklung durch bürgerschaftliches Engagement mit staatlicher Förderung (Bund und Land). Die Unterhaltung eines reinen Schlossparkes mit Kosten von ca. 100.000 € Kosten jährlich würde die Stadtkasse bzw. jeden Investor überfordern. Demgegenüber ist bei einer Teilnutzung als ökologisches Landgut eine sich selbst tragende Bewirtschaftung des Schlossparkes im Rahmen eines Modellprojektes möglich.
Prämissen:
Eine WG für alleinstehende rüstige RentnerInnen, die ein gemeinsames Interesse auf eine würdige Gestaltung der Altersjahre eint, wurde begrüßt. In etwa 30 bezahlbaren barrierefreien Kleinwohnungen mit Kochecke, Dusche und Gemeinschaftsküche kann Potential für sinnstiftende ehrenamtliche Tätigkeiten bzw. Minijobs erschlossen werden als Angebot für Bewohner ab Renteneintritt zur noch langjährigen Gesunderhaltung bei engagierter Arbeit für Zwecke, die sonst nicht bezahlbar wären. Einer solchen WG liegt mit motivierten Bewohnern, denen Naturschutz ein Herzensanliegen ist, die Idee der arbeitsteiligen Nutzung beruflichen Wissens für die Bewirtschaftung von Schloss und Park zugrunde.
Gefragt ist ist ein Umweltzentrum, das sich für die Förderung von Naturerleben, ökologischen Gartenbau und Vermittlung nachhaltiger Lebensformen einsetzt – Aufgaben, die sich an den Erfahrungsschatz Älterer richten. Gefragt sind Bewohner, die selbst Hand anlegen in der Gemeinschaftsküche, in einer Werkstatt, in der Instandhaltung des Schlossgebäudes, im Park mit teilweiser bäuerlicher Nutzung und des Fischteiches. Gefragt sind Tätigkeiten unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit älterer Menschen und deren Erhaltung, die schon bei 10 Arbeitsstunden je Woche einen deutlichen Nutzen erzielen.
Es soll der Nachweis erbracht werden, dass ein Senioren-Ökohof mit klarer Arbeits-/Aufgabenteilung und gegenseitiger Unterstützung so organisierbar ist, dass er nicht binnen weniger Jahre zum Pflegeheim mutiert. Kontakt zum Institut für Psychogerontologie an der Universität Erlangen/Nürnberg (FAU) wurde aufgenommen. In der Antwort von Herrn Prof. Dr. Lang vom 01. Juli 2022 heißt es:
„Sie beschreiben ein aus meiner Sicht überaus inspirierendes und vielversprechendes Vorhaben, das sicherlich von großem öffentlichen Interesse sein wird. Ihre Idee einer WG für ältere Menschen, die selbstbestimmt ehrenamtlichen Tätigkeiten nachgeht, mag vielleicht nicht ganz neu klingen, ist aber sicherlich gerade in einem eher ländlichen Umfeld und in diesem besonderen historischem Umfeld nach meinem Wissensstand in einer solchen Form noch nirgendwo nachhaltig etabliert. Das Vorhaben enthält viele sehr reizvolle Aspekte und ein großes Potential, und könnte auch von wissenschaftlichem Interesse werden.“
Nach etwa fünfjähriger Sanierung ließe das Anwesen als Stiftung mit aktiver Einwerbung von Spenden und Erträgen eines Ökohofes ein Auskommen ohne weitere staatliche Stützung erwarten. Das innovative Konzept fand Anklang und veranlasste 2022 erste Spenden für eine Stiftung als zweckmäßige Organisationsform. Nicht gelang bisher die Gewinnung der Eigentümer-GbR als ehrenvolle Mitstifter.
Für Denkmalschutz und vom Aussterben bedrohte Tiere der Welt gibt es eine hohe Spendenbereitschaft. Wir sind überzeugt, auch für Schloss Bockstadt und gefährdete einheimische Nutztiere und -pflanzen.
Öffentliche Nutzung
Die Sanierung des Anwesens würde eine Aufwertung der Wohnlage Bockstadt und des umliegenden ländlichen Raumes bedeuten. Für öffentliche Veranstaltungen (Konzerte und dgl.) bietet sich das große Foyer an wie auch nach Wiedereinrichtung die Bibliothek, für die der Schwerpunkt ökologischer Landbau naheliegt. In der WG würde es mit der Zeit Pflegefälle geben, eine ambulante Pflegestation auch für die nähere Umgebung böte sich an.
Der vordere Teil des Schlossparkes mit Teich könnte zeitweise frei zugänglich sein. Die Wiederherstellung des Gärtnerhauses mit Anlegung von Gemüseflächen würde der denkmalpflegerischen Zielstellung entsprechen. Über einen Partnervertrag könnte ein Schulgarten (grünes Klassenzimmer) angelegt werden, wie auch der Tennis- bzw. Volleyballplatz wieder herstellbar wäre. Nach einigen Jahren Anlauf des Landgutes könnten Überschüsse an frisch geerntetem Obst und Gemüse, Eier von Hühnern und Gänsen sowie Schlachtgeflügel in einem Hofladen zum Verkauf angeboten werden. In einer kleinen Kelterei könnte aus dem eigenen Obst der eigene Saft werden.
Ökologischer Landbau
Zitate aus Ernst Paul Dörfler: Aufs Land (Wege aus Klimakrise, Monokultur und Konsumzwang.), Carl Hanser Verlag München:
„80 Prozent unseres Kulturpflanzenschatzes gingen in den letzten 100 Jahren verloren.“
„Unsere soziale Anerkennung wird vor allem über die Arbeit definiert.“
„Bei Landwirten, die für Supermärkte produzieren, bleibt bis zur Hälfte des Gemüses auf dem Acker und wird wieder untergepflügt. Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) braucht nur 100 m² Anbaufläche, um einen Menschen mit Gemüse zu versorgen.“
„Seit Anfang der 1990er Jahre ist die Anzahl der als gefährdet eingestuften … Geflügelrassen von 7 auf 40 angestiegen… Ein vergleichbares Verschwinden von Vielfalt wie bei den Haustierrassen ist bei den Kulturpflanzen zu beobachten… Alte Apfel-, Tomaten- und Kartoffelsorten sind wieder im Kommen… Wer kennt noch die Ananasrenette, einen Apfel, der tatsächlich an Ananas erinnert …?“
Kleintierhaltung
Eine Säule des Projektkonzeptes ist die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH). Eine Kleintierhaltung auf der Hälfte des 6 ha großen Parkgeländes bietet sich als sinnvolle und altersgerechte Tätigkeit entsprechend Vorkenntnis von Bewohnern an. Artgerechte Haltung von Nutztierrassen trägt zur Kultur- und Landschaftspflege bei – nicht zuletzt zur Gesunderhaltung der Bewohner und Bewirtschafter des Schlosses. Extrem und stark gefährdete Rassen nach der Roten Liste der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) sind z.B. das Thüringer Barthuhn, das Sachsenhuhn, die Deutsche Legegans und die Thüringer Waldziege.
Erhaltung wertvoller Obstsorten
Bis 1950 gab es 2500 Apfelsorten und eine Obstselbstversorgung. Heute stammen Obst und Säfte nur zu 18 Prozent aus Deutschland. Der Marktanteil von pestizidfrei erzeugten Früchten liegt bei einem halben Prozent. Auch Apfelsorten sind ein Kulturgut, auch Birnen, Pflaumen, Kirschen, Mirabellen und Quitten. Blühende Obstbäume im vorderen Bereich des Parkes wären eine Augenfreude – zur Freude auch von Bienen und Vögeln, den wichtigsten Mitarbeitern für ökologischen Obstanbau.